Barrierefreier 2-Sinne-Notruf für Aufzüge
Die Standards für Aufzüge erleben eine bedeutende Veränderung in Richtung Barrierefreiheit mit der Einführung der europäischen Norm EN 17210:2021. Dieser Schritt, der die Accessibility und Usability der gebauten Umwelt betrifft, ist nicht nur von nationaler, sondern auch von europäischer Bedeutung. Mit der Veröffentlichung im Januar 2021 hat diese Norm einen fundamentalen Effekt hin zu einer barrierefrei Umwelt ausgelöst, der auch die Gestaltung von Aufzügen und Fahrtreppen maßgeblich beeinflusst. In diesem Artikel wird ein besonderer Augenmerk auf die Forderung nach einem Zwei-Sinne-Notruf in Aufzügen gelegt.
Normativer Hintergrund
Im Januar 2021 wurde die europäische Norm EN 17210:2021 Accessibility and usability of the built environment – Functional requirements veröffentlicht. Im europäischen Vorwort ist festgelegt, dass diese europäische Norm den Status einer nationalen Norm erhalten muss. Dies konnte entweder durch Veröffentlichung eines identischen Textes oder durch Anerkennung bis Juli 2021 erfolgen. In Deutschland wurde sie als DIN-Norm wörtlich übernommen. Im August 2021 wurde die Norm DIN EN 17210 „Barrierefreiheit und Nutzbarkeit der gebauten Umwelt – Funktionale Anforderungen“ (Deutsche Fassung der EN 17210:2021) veröffentlicht. Sie ist ein teilweiser Ersatz für die nationalen Normen DIN 18040-1:2010-10, DIN 18040-2:2011-09 und DIN 18040-3:2014-12, die bis Februar 2024 entsprechend überarbeitet werden müssen.
Der Geltungsbereich der Norm erstreckt sich über alle öffentlich zugänglichen bauliche Anlagen, die nach ihrer Zweckbestimmung grundsätzlich von jedermann betreten und genutzt werden können, wie z.B. Einrichtungen der Kultur und des Bildungswesens, Sport- und Freizeitstätten, Einrichtungen des Gesundheitswesens, Büro-, Verwaltungs- und Gerichtsgebäude, Verkaufs-, Gast- und Beherbergungsstätten sowie auch Stellplätze, Garagen und Toilettenanlagen.
Die EN 17210:2021 wurde in enger Zusammenarbeit mit dem CEN/TC 10 ‘Lifts, escalators and moving walks’ erarbeitet und so ist es nicht verwunderlich, dass die Norm auch Einfluss auf die zukünftige Gestaltung von Aufzügen und Fahrtreppen hat.
Zur mechanischen Auslegung wurde in vielen Punkten auf die aktuelle EN 81-70 verwiesen teilweise aber auch erweitert. Sehr große Bedeutung haben nun die Gestaltung sowie die Eigenschaften der Bedienelemente des Aufzugs und der Kommunikationssysteme vor allem auch in Notsituationen. Im Einzelnen muss ein akustisches Notrufsystem für Hilfsmaßnahmen in einem Notfall (z. B. in Aufzügen) vorhanden sein. Weiter konkretisierend wird festgelegt, dass bei interaktiven Elementen, wie Gegensprechanlagen oder Notrufsystemen, die gesamte Information sowohl akustisch als auch optisch erfolgen muss.
Zwei-Sinne-Notruf in Aufzügen
Da Aufzüge von einem großen Personenkreis mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedarfen selbstständig benutzt werden sollen, werden in den Erläuterungen spezielle Anforderungen an Aufzüge festgeschrieben. Es wird besonders hervorgehoben, dass nicht nur der Zugang und eine leicht verständliche und sichere Nutzbarkeit für alle zu gewährleisten ist, sondern auch die Bedienung im Notfall oder bei einer Evakuierung sicherzustellen ist (Aufzüge für die Notfallrettung). Es wird klargestellt, dass für die Nutzung des Aufzugs die Gestaltung sowie die Eigenschaften der Bedienelemente des Aufzugs und der Kommunikationssysteme von äußerster Bedeutung sind. Besonders im Notfall sind Sprachkommunikationssysteme für Personen mit Hörbeeinträchtigung (gehörlose Personen und Personen mit Hörgeräten) nicht ausreichend. Sie müssen deshalb um alternative visuelle Angebote und Hörunterstützungsanlagen ergänzt werden. Die konkreten Anforderungen an Notrufsysteme und Sprechverbindungen sind spezifiziert. Im Fahrkorb von Aufzügen muss ein für alle Personen entsprechend dem Mehr-Sinne-Prinzip barrierefreier Notruftaster vorhanden sein mit dem jederzeit die Verbindung zu einer Notrufzentrale hergestellt kann. In der aktuellen Fassung wird hierzu noch auf die DIN EN 81-28 für Zwei-Wege- Sprechverbindungen verwiesen.
Die Kommunikation mit der Notrufzentrale muss für alle Menschen entsprechend dem Mehr-Sinne-Prinzip verständlich und zugänglich sein. Bei einer Hör- oder Sprechbeeinträchtigung ist die visuelle Kommunikation als zweiter Sinn dafür erforderlich. Wie eine technische Umsetzung dafür aussehen kann, zeigt die in Nordamerika geltende Norm ASME A17.1-2019(link is external). Der Notruf wird über einen Druckknopf im Kabinentableau mit Telefonsymbol ausgelöst und eine Sprechverbindung aufgebaut, wie auch in der EN 81-28 beschrieben. Auf einem Display wird grafisch dargestellt, dass die Verbindung aufgebaut wird und das die Sprechverbindung aktiv ist.
Ebenfalls kann über das Display eine bidirektionale textbasierte Kommunikation zur Notrufzentrale erfolgen. Das Display stellt auch den Status der Befreiung dar von ‘Hilfe ist unterwegs’ bis zu ‘Notfallpersonal ist eingetroffen und beginnt mit der Befreiung’. Eine Videoeinrichtung ermöglicht im Notruffall den Blick in die Kabine. In Gebäuden mit großer Förderhöhe muss in der Evakuierungshaltestelle oder einer lokalen Notfallzentrale eine Bedienterminal installiert sein, dass den Zustand der Aufzüge darstellt und ebenfalls die Zwei-Sinne-Kommunikation lokal ermöglicht. Die gesamte Kommunikationsstrecke muss mindestens für 4 Stunden notstromversorgt sein.
Displays: Einsatzmöglichkeiten auch jenseits der Barrierefreiheit
Im Notruffall erfüllen Displays mit Zwei-Sinne-Kommunikation die Anforderungen der neuen Normen: Sie bieten den textbasierten Kommunikationskanal (in verschiedenen Sprachen) mit der Notrufzentrale. Die Kommunikation kann dabei per Touch-Funktion des Displays oder über die Tasten des Kabinentableaus erfolgen. Auch der Anschluss einer Kamera für den Notruffall an das Display ist möglich.
Aber auch darüber hinaus können Displaysysteme für die Betreiber öffentlicher Gebäude Vorteile bieten: Im Normalbetrieb des Aufzugs können sie z. B. für die Darstellung von Nachrichten, Informationen, Mieterverzeichnissen und Lageplänen genutzt werden, aktuelle Termine und Multimediadaten darstellen.
flexyPage®: erprobtes Display-System mit Zwei-Sinne-Notruf
Das flexyPage Smart Display System mit integriertem Zwei-Sinne-Notruf ist eine erprobte und einbaufertige Lösung, welche die (künftigen) Anforderungen der europäischen, deutschen und nordamerikanischen Normen zur Barrierefreiheit erfüllt. Die Displays lassen sich in Aufzügen und Notrufsäulen jeder Marke und jedes Typs nachrüsten und sind kompatibel mit allen handelsüblichen Notrufgeräten.
Die Displaylösung erweitert bestehende Sprachnotrufsysteme um die textbasierte Chatfunktion inklusive Übersetzungsfunktion und optionaler Videoverbindung in die Kabine. Personen können in verschiedenen Sprachen via Touch-Funktion oder mittels Tasten mit der Notrufzentrale kommunizieren. In der Notrufzentrale kommt der flexyPage Messenger zum Einsatz, der die dort vorhandenen Systeme für die Verwaltung der Notrufe sinnvoll erweitert.
flexyPage Displays stehen in verschiedenen Bauformen und Größen von 7 Zoll bis 46 Zoll zur Verfügung. Sie sind sehr widerstandsfähig gegen Vandalismus. Im Normalbetrieb können sie eine große Bandbreite an Aufzugsignalen, Multimediadaten und Informationen darstellen. Detaillierte Informationen zum barrierefreien Zwei-Sinne-Notruf finden Sie auf der Produktwebseite: flexypage.de/de/flexypage-messenger
Zusammenfassung
Die europäische Norm EN 17210:2021 und die kommende nationale DIN EN 18040 1-3:2024 markieren einen Meilenstein in der Gestaltung barrierefreier Aufzüge. Diese Normen, die die Zugänglichkeit und Benutzerfreundlichkeit der gebauten Umwelt betrifft, sind Leitnormen für barrierefreies Bauen im öffentlich zugänglichen Bereich. Für Aufzüge haben die Normen einen großen Einfluss auf die barrierefreie Gestaltung der Bedienelemente und von Notrufsystemen, die im Falle einer Evakuierung oder eines Notfalls sicher und verständlich für alle Nutzer sein müssen. Die Normen legen fest, dass bei interaktiven Elementen wie Notrufsystemen die gesamte Information sowohl akustisch als auch optisch erfolgen muss, um Personen mit Hörbeeinträchtigungen angemessen zu unterstützen. Ein zentraler Bestandteil ist der Zwei-Sinne-Notruf, der sicherstellt, dass die Kommunikation mit der Notrufzentrale für alle Menschen verständlich und zugänglich ist. Dies beinhaltet die Integration von visuellen und akustischen Signalen sowie die Bereitstellung von textbasierter Kommunikation. Technologien wie die flexyPage® Displays bieten hier innovative Lösungen, um den textbasierten Notruf in Aufzügen zu ermöglichen und die Sicherheit der Nutzer zu erhöhen, sowohl im Neubau und als Nachrüstlösung. Insgesamt zielt die Norm darauf ab, die Zugänglichkeit und Sicherheit von Aufzügen für alle Nutzergruppen zu verbessern und damit eine barrierefrei gebaute Umwelt zu fördern. Da der Geltungsbereich der Normen alle öffentlich zugänglichen Gebäude abdeckt, werden barrierefreie gestaltete Aufzüge in Europa zum Standard.
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